Einige
ausgewählte Schlösser und Gutshäuser




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Überreste
der Wappenkartusche
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Ansicht
von der Nordwestseite her
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Archivfoto,
vor 1945
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Die große Schlossanlage (heute eine
Ruine) mit dem Dorf Schlobitten liegt etwa 15 km nordöstlich von Preußisch
Holland (Pas³êk) und etwa 15 km östlich von Elbing (Elbl±g). In den
Jahren 1525-1945 war es Eigentum und Stammsitz der Familie Dohna,
einer der bedeutendsten Adelsfamilien Preußens. Die hier in der Barockzeit
entstandene Anlage war die hervorragendste Realisierung dieser Epoche
in Ostpreußen.Die Vorfahren der Dohnas stammen aus Sachsen. Im späten
Mittelalter, um die Mitte des 15. Jh., waren sie als Ordensritter
und Söldnerführer über Schlesien nach Preußen gekommen, um hier dem
Deutschen Orden zu dienen. |
Stanislaus, Feldhauptmann bei Konitz
(Chojnice) (1454), begründete die preußische Linie seiner Familie.
Ihm wurden aufgrund seiner Verdienste vom Deutschen Orden die ersten
Güter verliehen. Ende des 15. Jh. war er schon Besitzer mehrerer Dörfer
im Umkreis von Mohrungen (Mor±g) und Preußisch Holland. Doch erst
sein Sohn Peter schuf die Grundlagen des späteren großen Ansehens
der Familie Dohna, die 1900 vom Kaiser in den erblichen Fürstenstand
erhoben wurde. Ihm wurde 1520-1525 Schlobitten vom Deutschen Orden
verliehen. Es ist anzunehmen, dass er es war, der hier ein erstes
kleines Wohnhaus errichtet hatte. |
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Rekonstruierung der
Schlossanlage von C. Lorck
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Gartenseite
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Archivfoto, vor 1945
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Peter zu Dohna heiratete Katharina
von Zehmen, die Tochter des Woiwoden von Pommerellen. Aus dieser Ehe
gingen acht Söhne und eine Tochter hervor. Familiensitz des Dohnaschen
Geschlechts war damals das Schlösschen in Mohrungen (Mor±g), das jedoch
schon bald für die immer größer werdende Familie zu klein wurde. Achatius,
Peters Sohn, verlegte seinen Sitz von Mohrungen nach Schlobitten und
erbaute hier das sog. Neue Haus. Doch erst sein Sohn Abraham war in
den Jahren 1621-1624 der Bauherr des ersten Schlosses in Schlobitten.
Abraham hatte an mehreren europäischen Hochschulen eine vorzügliche
humanistische Bildung genossen. Seine Studien vertiefte er in niederländischen
Diensten, nachdem er enge Kontakte zu Prinz Moritz von Oranien angeknüpft
hatte.Das Schloss wurde nach niederländischen Vorbildern des frühen
17. Jh. errichtet. Die Fassaden des eingeschossigen Baus, der über
einem abgeflachten H-förmigen Grundriss angelegt war, krönten mehrere
Renaissancegiebel.
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Dieser Kernbau blieb als Mittelstück auch nach der großen Anlageerweiterung
erhalten, die durch Alexander zu Dohna in den Jahren 1696-1732 durchgeführt
wurde. Schlobitten wurde in eine repräsentative barocke Residenz
umgewandelt, die mit ihrem weiträumigen Ehrenhof und den Gartenanlagen
ihresgleichen in Ostpreußen suchte. Alexander zu Dohna (1661-1728)
kam in Genf zur Welt. In der Schweiz und den Niederlanden erwarb
er seine vorzügliche Bildung und umfangreichen militärischen Kenntnisse.
Er war u.a. Chef der preußischen Provinzialregierung, Mitglied des
Geheimen Rats, Generalfeldmarschall und Erzieher des Kronprinzen
Friedrich Wilhelms I. Als Bauherr von Schlobitten II, beauftragte
er mit dem Generalprojekt zum großem Um- und Ausbau des Schlossensembles
den französischen Architekten Jean-Baptist Broebes. Das in die groß
angelegte Residenz eingegliederte Schloss Abraham Dohna's wurde
durch Seitengalerien verlängert, an die senkrecht zwei Seitenflügel
hinzugefügt wurden.
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Grundriss
des Erdgeschosses nach R. Dethlefsen

Anlageplan
vor 1945
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Zwei symmetrisch angeordnete rechteckige
Schlossteiche mit einer steinernen Brücke auf der Fassadenachse bildeten
den Abschluss. Der Verwaltungs- und Wirtschaftgebäudekomplex mit dem
Haupttor, dem sog. Grauen Tor auf der Schlossachse, befand sich
vor der Anlage. Parallel zum Schloss hatte man hier zwei Nebengebäude
errichtet, im Nordosten senkrecht zwei Wirt-schaftsgebäude und an
der Ostseite stand der Marstall mit der Turmeinfahrt gekrönt vom Uhrtürmchen.
Das geplante Hofgebäude an der Westseite wie auch die zwei Wirtschaftsgebäude
im Norden blieben leider unausgeführt. Vor der Südseite des Schlosses
entstand der weit ausgedehnte prachtvolle französische Garten.Architekt
des gesamten Vergrößerungsprojekts der Anlage war Jean Baptist Broebes.
Seit 1704 leitete der Architekt Johann Caspar Hindersinn die Arbeiten,
der schon bei mehreren Dohnaschen Bauprojekten tätig gewesen war.
Das Umbauprojekt des ersten Schlosses, dessen Aufstockung, Mansarddach
und die neue Fassadengestaltung mit allegorischen Plastiken und ausgewählten
Architekturdetails, stammen von dem Königsberger Architekten Joachim
Schultheiß von Unfriedt.Der abgeflachte H-förmige Grundriss des nun
dreigeschossigen Hauptbaus blieb hierbei erhalten.Eine gewisse Eigenart
an diesem Projekt war das fehlende repräsentative Portal in der Fassadenmitte. |

Längsschnitt der Schlossanlage
nach R. Dethlefsen
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Blick
auf die Nordwestseite des Vorwerks
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Das
Vorwerktor
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Statt dessen wurden symmetrisch zwei Eingänge in den Ecken zwischen
dem Mittelbau und den Flügeln unter einem säulengetragenen Balkon
angeordnet. Auch das Schlossinnere wurde umgestaltet. Beeindruckend
waren der neue zweigeschossige, reich mit Stuck und Malereien verzierte
Festsaal und die prunkvoll angelegten königlichen Stuben. Schlobitten
zählte zu den sog. Königsschlössern, in dem u.a. alle preußischen
Könige zum Teil mehrfach logierten. Die prachtvolle Innengestaltung
war das Werk mehrerer berühmter Künstler. So sah man hier Arbeiten
des Bildhauers und Stuckateurs Josef Anthon Kraus, der Kunstmaler
Giovanni B. Schannes, Johann Blommendael, u.a.
In den Jahren 1718-1725 wurde im Südwesten des Ensembles, etwa 1
km entfernt, nach einem Projekt von Johann C. Hindersinn, das barocke
Vorwerk Schlobitten errichtet. Die stilgemäße architektonische Einheit
eines solch hervorragenden Komplexes war etwas Einzigartiges in
ganz Ostpreußen. Das Vorwerk hat die Jahrhunderte fast unverändert
überstanden. Es blieb unversehrt und ist heute in Nordost-Polen
ein einzigartiges, kunstvoll angelegtes barockes Ensemble neben
einer Schlossanlage.
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Schloss Schlobitten könnte man auch als eine
seltene Schatzkammer von über Jahrhunderte hinweg angesammelten Wertgegenständen
bezeichnen. Im Inventarregister sind u.a. 450 Gemälde aufgezeichnet,
darunter die wunderbare Sammlung holländischer Familienportraits,
prunkvolles Mobiliar, wertvolles Porzellan, Delfter Fayencen, Münzensammlungen,
Gobelins, Kunsterzeugnisse aus Silber, Gold u.a. Die sog. Alte Bibliothek
barg schon Mitte des 19. Jh. insgesamt 50.000 Bände. Der letze Eigentümer
von Schlobitten, Fürst Alexander zu Dohna (1899-1997), hat bis 1944
in dem Schloss mehrere Sanierungen durchgeführt. Er hatte auch die
Wiederherstellung des französischen Gartens geplant, den man im 19.
Jh. in einen Naturpark umgestaltet hatte.
Infolge der Kriegshandlungen wurde das Schloss in Brand gesetzt. Seit
der Zeit erinnert nur die eindruckvolle Ruine an das Vergangene. Von
der ehemaligen Parkanlage blieben nur noch fragmentarische Überbleibsel
der Eichenalleen und der alten Linden (angepflanzt 1625 zur Zeit des
ersten Baus) erhalten. Große Teile des wertvolles reichen Inventars
konnte Fürst Alexander zu Dohna vor 1945 auslagern. Viele sind jedoch
verstreut oder verloren gegangen. Einige Schätze sind in Berlin im
Schloss Charlottenburg ausgestellt. Im Museum in Allenstein befinden
sich aus den einst reichen Sammlungen von Schlobitten nur drei kleine
Zinnfiguren. Eigentum der AWRSP.
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